Aufnahmen aus der Ausstellung „Ciao Napoli!“, Münster 2016
– Tag 1: Erste Erkundungen des Golfs von Neapel –
Die Exkursion des Neutestamentlichen Seminars führte uns auf den Spuren der römischen Antike als dem Kontext des frühen Christentums an den Golf von Neapel, wo – genauer in Pozzuoli – schon Paulus laut Apg 28,13 auf „Brüder“ stieß.
Nach der Ankunft in Neapel und dem erfolgreichen Suchen des Hostels brachen wir zu einer ersten Erkundung der Stadt auf. Unser Weg führte uns in abendlichem Licht über das Castel Nuovo und das Castel dell’Ovo schließlich zu den ersten und wahrlich nicht letzten Pizzen der Reise. Die anschließenden Tage brachten uns unter anderem nach Herculaneum und Pompeji, auf den Vesuv, ins archäologische Nationalmuseum, nach Pozzuoli, zu den Phlegräischen Feldern und nach Capri. Daneben erlebten wir die Genüsse des kulinarischen Lebens am Golf von Neapel mit Pizza, Pasta & co. Neben den antiken Stätten ist das Neapolitanische Leben mit seinen starken Kontrasten von Arm und Reich, Touristen- und Einheimischenvierteln und so unterschiedlichen Charakteren in den Straßen es wert, erkundet zu werden.






– Tag 2: Auf den Spuren des Vesuvs am Golf –
Der zweite Tag bot mit der Besichtigung Herculaneums Gelegenheit zur Entdeckung des antiken Golfs. Mit der Circumvesuviana ging es nach Erculano Scavi. Spaziert man dort angekommen – den Vesuv im Rücken – den Hang der Stadt hinab, so gelangt man an eine unscheinbare Pforte. Hinter dieser befindet sich das von einem pyroklastischen Strom begrabene antike Herculaneum. Die ausgegrabenen Teile der Stadt verbergen sich unter der Siedlungsschicht des modernen Ercolano, weshalb nicht die ganze Stadt ausgegraben wurde.
Das antike Herculaneum gewährte uns einen Einblick in das antike Leben der gehobenen Schicht der Gesellschaft, die zahlreiche Villen in der kleinen Hafenstadt errichtete. Gerade dadurch, dass gegenüber Pompeji deutlich mehr Substanz der Gebäude erhalten ist, gewinnt der Betrachter einen guten Eindruck über die Lebensverhältnisse. Mit einem Bus ging es anschließend auf den Vesuv, wobei die letzten Höhenmeter nur mit den eigenen Füßen zu überwinden waren. Die auch heute beachtlichen Ausmaße des Vulkans waren vor der massiven Eruption von 79 n. Chr. noch um einiges größer.




















– Tag 3: Pompeji –
Der dritte Tag war ganz und gar Pompeji gewidmet. Die starke Bewölkung und der immer im Hintergrund stehende Vesuv verliehen der Ruinen-Szenerie eine dramatische Atmosphäre. Im Vergleich zu Herculaneum sind die Dimensionen des Geländes gigantisch und an einem Tag kaum ausreichend zu erkunden. Die unzähligen Touristengruppen – die sich am stärksten vor dem Lupanarium stauten – erleichterten dies ebenso wenig, daher war Herculaneum letztlich deutlich plastischer. Nichtsdestotrotz war die Besichtigung der Stadt beeindruckend, vor allem ihre ruhigeren Ecken waren sehenswert. Zahlreichen Orte waren jedoch aufgrund aktueller archäologischer Arbeiten nicht für Besucher zugänglich.
– Tag 4: Neapel über- und unterirdisch entdecken –
Der nächste Tag führte uns durch die Straßen und Geschichte(n) Neapels sowie in das archäologische Nationalmuseum, in dem unter anderem die zahlreichen Ausstellungsstücke des ausgegrabenen Pompejis zu sehen sind. Auf dem Weg dorthin besichtigten wir die Spuren frühchristlichen Lebens in der Kathedrale San Gennaro, an die die Taufkapelle San Giovanni angeschlossen ist. Diese ist wohl die älteste Taufkapelle des ganzen Westens und wird auf das Ende des 4. Jahrhunderts datiert. Die Deckenmosaike sind bedeutende und einzigartige Zeugnisse frühchristlicher Ikonographie.
Seinen Abschluss fand der Tag mit einer Besichtigung der Katakomben von San Gennaro: Die größten Katakomben Neapels sind nach dem Schutzpatron Neapels benannt, der 304 n. Chr. in Pozzuoli enthauptet wurde und blicken auf einen lange Geschichte zurück. Die seit dem Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts sukzessive erweiterten Tunnel und Gräber wurden bis in das 9. Jahrhundert genutzt. Für die christliche Archäologie sind sie durch ihre frühen christlichen Wandmalereien eine wichtige Quelle, die jedoch – wie wir feststellen mussten – dem Verfall durch Witterungseinflüsse weiterhin ausgesetzt sind.





– Tag 5: Gestank auf den phlegräischen Felder am Golf von Neapel –
Nachdem wir bereits den Vesuv erkundet hatten, galt es am fünften Tag die Phlegräischen Felder zu begehen. Die von einem vulkanischen Hotspot gespeisten Solfataren bei Pozzuoli tauchten das Gelände in einen üblen Schwefelgeruch und machten die Anwesenheit zu einer Herausforderung für den Geruchssinn. Erst recht, da man bis zur nächsten Dusche nicht in der Lage war den Geruch abzuschütteln. Anschließend besichtigten wir Pozzuoli und nach dem Mittagessen folgte ein schöner Spaziergang am Lago d’Averno, einem See vulkanisch Ursprungs, der in der Antike die Mythologie anregte.













– Tag 6: Gegenwärtiges Leben am Golf von Neapel –
Nicht nur antikes christliches Leben, sondern auch gegenwärtiges – lutheranisches – konnten wir erleben, als wir am nächsten Tag zu Besuch bei der deutsch-lutherischen Gemeinde Neapels waren. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst in der Gemeinde waren wir bei italienischem Essen und Wein zu Gast im Gemeindehaus mit seinem idyllischen Garten und erfuhren mehr über das Leben der Gemeinde in Italien: So entstand die erste lutheranische Gemeinde um 1500 in Venedig und seitdem sind viele weitere Gemeinden – vermehrt in Großstädten – entstanden, die heute etwa 7000 Mitglieder besitzen. Die Neapolitanische Gemeinde mit ihren heute 130 Gemeindegliedern ist mittlerweile 190 Jahre alt und ihr Kirchengebäude feiert in diesem Jahr das 150te Jubiläum.
Anschließend war Gelegenheit, die Straßen Neapels zu erkunden und die Kontraste der Stadt zu erleben: Geht man um eine Straßenecke, so landet man schnell in einem völlig anderen Viertel der Stadt. Die hellen Villenviertel an den Hängen der Stadt trennen von den tiefen dunklen Gassen der Innenstadt der ärmeren Bevölkerung oft nur wenige Schritte.









– Tag 7: Einmal Capri ohne Capri Sonne –
Der letzte Tag bot uns einen gebührenden Abschluss mit der Erklimmung Capris. Regen und Dunst begrüßten uns bei unserem morgendlichem Aufbruch vom Hostel, nur einige wenige Mutige wagten sich auf das verregnete offene Deck der Fähre und von ferne sah man den sich zusehends im Dunst auflösenden Vesuv.
Nach diesem nassen Start klarte das Wetter glücklicherweise bei unserer Ankunft auf und wir begannen die ersten der unzähligen Treppenstufen zu überwinden. Abseits der touristisch ausgetretenen Pfade ist die kleine Insel immer noch idyllisch. Nach vielen Höhenmetern Auf und Ab sowie hart erkämpften Ausblicken auf das Meer erreichten wir schließlich die Villa Jovis, Rückzugsort von Kaiser Tiberius in den letzten Jahren seiner Herrschaft. Die riesige Villenanlage an einer 300 Meter steilen Klippe ganz auf der Ostseite der Insel, die in ihrer Ausdehnung wegen der heutigen Bewaldung nicht unmittelbar zu erkennen ist, lässt einen Eindruck von der Macht und dem Reichtum des Kaiserhofes entstehen.








