Oman, das Land im Osten der Arabischen Halbinsel ist Europäern selten präsent, „Oman, wo liegt das?“ – wie oft ich diese Frage mittlerweile schon beantworten musste, kann ich nicht aufzählen. Dabei bietet das Land wunderschöne Natur, gastfreundliche Menschen und einzigartige Einblicke in das Leben auf der arabischen Halbinsel. Das entdecken zunehmen auch Touristen in den letzten Jahren. Darunter sind die Deutschen vielleicht die beliebtesten im Land, als ich auf einer Hochzeit mit einem gewissen Mahmoud sprach, packte der begeistert seine Deutschkenntnisse aus, die er im Studium erworben hatte und holte gleich zwei Verwandte, die auch ein wenig Deutsch sprachen. Gleich wurde mir angeboten eine Rundfahrt inklusive dem besten Halwa des Oman aus dem Norden des Landes. Auch wenn ich das Angebot ausschlagen musste, war ich erstaunt, dass die meisten Omanis, die ich dort traf, bereits in Deutschland waren oder zumindest gleich mehrere Verwandte aufzählen konnte, die dies schon waren.
Dies betrifft natürlich nur eine gehobene Klasse der Gesellschaft, die vom wirtschaftlichen Aufschwung seit den 70ern unter Sultan Quaboos profitiert haben. Zum Stichwort Gesellschaft: Die omanische Gesellschaft stellt an sich eher mehrere Parallelgesellschaften dar, neben religiösen und konfessionellen Grenzen zwischen Sunniten, Shiiten und den Religionsgemeinschaften der Gastarbeiter bzw. Expats – vor allem Hinduismus und Christentum – trennen die Omanis und die Gastarbeiter Welten. Darin unterscheidet sich die Situation hinsichtlich Lebens- und Arbeitsrealität wenig von den anderen Ländern auf der Arabischen Halbinsel, deren Wirtschaften stark von günstigen und rechtlich wenig geschützten Gastarbeitern aus Asien profitieren. In etwa 50% der Bevölkerung des Omans sind Gastarbeiter, diese haben keine Aussicht auf dauerhaftes Bleiberecht geschweige denn eine Staatsbürgerschaft. Ein Großteil kommt aus Bangladesch, Indien und Sri Lanka und arbeitet meist, was für die omanischen Staatsbürger nicht attraktiv ist, sei es im Straßenbau, als Hausmädchen oder Verkauf. Die westlichen Gastarbeiter hingegen arbeiten meist in der Leitung der internationalen und omanischen Unternehmen, besonders im Öl- und Gassektor.
Selten kommen diese verschiedenen Welten mit einander in Kontakt, außer im Beruf. Seltsamer Weise entdeckte ich einen Ort durch Zufall, in dem sich die omanische Gesellschaft „in a nutshell“ zu kristallisieren scheint: Der Strand.
Dort schwimmen sri-lankesische Gastarbeiter neben Omanischen Männern, spielen Kinder einer indischen Expat neben denjenigen einer omanischen Familie.
Was auf den ersten Blick als Gleichstellung erscheinen mag, entpuppt sich jedoch als Duplikat der omanischen Gesellschaft: Der Stand gehört allen, aber zwischen allen wird fein säuberlich getrennt.
Und während eine Gruppe von Expats aus Asien an mir vorbeischländert fährt ein riesiger SUV mit einer omanischen Familie am Rand der Brandung entlang – die gehobene Art des Strandspaziergangs: Strandspazierfahren.
Nicht nur zwischen Nationalitäten werden die Grenzlinien der Gesellschaften im Licht der schnell sinkenden Abendsonne deutlich.
Auch zwischen den Geschlechtern.
Während einige omanische Männer mit ihren Kindern im Wasser spielen, stehen ihre Frauen und Mütter am Strand – andere sitzen, ihr Hijab weht in der schwül-drückenden Hitze des Abends.
Wieder andere machen zu zweit einen Abendspaziergang – ohne Begleitung. Neben ihnen kommt ein Mann nur in Badehose aus dem Wasser.
Schließlich ist der Strand der Arbeitsplatz der Fischer, deren Fang gleich der omanische Besitzer inspizieren wird, fischen die Kinder am Strand mit Schnur und Haken.